Die Stadien von Karies – von beginnend bis tief
Wussten Sie, dass Karies schon früh beginnt – lange bevor Sie Schmerzen spüren oder ein Loch im Zahn sichtbar wird? Zahnkaries entwickelt sich schleichend – wie ein Eisberg, dessen gefährlichster Teil unter der Oberfläche liegt. Wenn Sie verstehen, in welchen Stadien sich Karies entwickelt, können Sie frühzeitig gegensteuern und Ihre Zähne schützen. In diesem Beitrag nehmen wir Sie mit auf eine kleine Reise durch die fünf Kariesstadien – von der ersten Entkalkung des Zahnschmelzes bis zur tiefen Zerstörung des Zahnnervs. Wir erklären Ihnen verständlich, woran Sie Karies erkennen, was dabei im Zahn passiert und wie Sie Schäden verhindern oder zumindest früh eindämmen können.
Was ist Karies überhaupt?
Bevor wir über die einzelnen Stadien sprechen, werfen wir einen kurzen Blick darauf, was Karies eigentlich ist:
Karies – umgangssprachlich auch „Zahnfäule“ genannt – ist eine fortschreitende Erkrankung der Zahnhartsubstanz. Sie wird durch Bakterien verursacht, die sich im Zahnbelag (Plaque) ansiedeln und sich von zuckerhaltigen Lebensmitteln ernähren. Dabei entsteht Säure, die den Zahnschmelz angreift und aufweicht.
Mehr zur Entstehung erfahren Sie in unserem vertiefenden Beitrag Wie entsteht Karies? Ursachen und Risikofaktoren verstehen.
Wenn diese Prozesse nicht gestoppt werden, dringt die Karies immer tiefer in den Zahn ein. Doch genau hier liegt auch Ihre Chance: Je früher Sie eingreifen – durch gezielte Zahnpflege, halbjährliche Kontrollen und gesunde Ernährung – desto besser lässt sich ein bleibender Schaden verhindern.
Die 5 Stadien von Karies: So schreitet die Zahnfäule fort
Die Entwicklung von Karies verläuft schrittweise. Meist verläuft sie zunächst unbemerkt – ohne sichtbare Warnzeichen oder Beschwerden. Je nach Fortschritt unterscheidet man folgende fünf Stadien:
1. Initialkaries (Frühkaries oder „White Spot“)
Das erste Stadium äußert sich durch sogenannte „White Spots“ – weißliche, matte Flecken auf der Zahnoberfläche. Diese entstehen dort, wo säurebildende Bakterien Mineralstoffe (z. B. Kalzium) aus dem Zahnschmelz herauslösen. Es handelt sich also nicht um ein Loch, sondern um einen beginnenden Vorgang der Entkalkung.
Wichtig: Gerade in diesem Frühstadium ist die Karies noch umkehrbar. Durch sorgfältiges Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta, gezielte Mundhygiene und eine zuckerarme Ernährung kann sich der Zahnschmelz teilweise wieder remineralisieren.
💡 Tipp: Eine regelmäßige Fluoridierung – etwa durch spezielle Gels oder Mundspülungen – kann die Zahnhärtung zusätzlich unterstützen.
2. Schmelzkaries – wenn der Zahnschmelz durchbrochen ist
Wird eine Initialkaries nicht gestoppt, schreitet sie weiter fort: Die Karies durchdringt nun die gesamte Zahnschmelzschicht. Jetzt ist bereits ein kleiner Defekt entstanden – ein echtes Loch („kariöse Läsion“). Diese Phase ist nicht mehr rückgängig zu machen.
Betroffene spüren meist noch keine Schmerzen, denn der Zahnschmelz enthält keine Nerven. Trotzdem sollten Sie jetzt handeln: Ein kleiner Defekt lässt sich oft minimalinvasiv behandeln, etwa mit einer Füllung oder Versiegelung.
3. Dentinkaries – das weiche Innere des Zahns ist betroffen
Jedem Zahn liegt unter dem harten Schmelz eine zweite Schicht: das Dentin (auch Zahnbein genannt). Es ist weicher und enthält feine Nervenkanälchen – das macht Zähne in diesem Stadium empfindlicher gegenüber Heißem, Kaltem oder Süßem.
In der dritten Kariesphase hat sich die Zahnfäule bereits in das Dentin vorgearbeitet. Ein dunkler Punkt oder ein regelrechtes Loch wird sichtbar. Oft treten erste Zahnschmerzen auf. Jetzt ist eine Zahnbehandlung unvermeidlich – meist in Form einer größeren Füllung oder Inlay.
👉 Geeignete Materialien und Optionen zur Füllung besprechen Sie am besten frühzeitig mit Ihrer Zahnärztin.
4. Tiefe Karies – die Wurzelspitze ist nah
Wird die Dentinkaries weiter ignoriert, arbeitet sich die Karies immer tiefer in die Zahnschichten vor – und nähert sich dem innersten Kern: dem Zahnmark mit der Pulpa. Die Pulpa enthält Blutgefäße und Nerven und ist das „lebendige Zentrum“ eines Zahns.
In der vierten Phase entstehen starke Schmerzen – besonders beim Kauen oder bei Temperaturreizen. Die Infektion kann sich bis zur Wurzelspitze ausbreiten. Jetzt droht eine Zahnnerventzündung (Pulpitis) oder sogar ein Abszess.
💡 Tipp: Nehmen Sie Schmerzen niemals auf die leichte Schulter. Bei tiefen Kariesfällen kann nur noch eine Wurzelkanalbehandlung oder – im schlimmsten Fall – eine Zahnentfernung den Schaden begrenzen.
5. Karies bis zur Zahnwurzel – chronische Entzündung oder Zahnverlust
Im letzten Stadium hat die Karies den Zahnnerv zerstört. Die Bakterien können sich nun in den umliegenden Knochen und das Zahnfleisch ausbreiten. Entzündungen der Wurzelspitze (apikale Parodontitis) sind möglich – oft begleitet von Schwellung, Eiterbildung und Mundgeruch.
In vielen Fällen ist der Zahn nicht mehr zu retten. Wenn eine Wurzelkanalbehandlung keinen Erfolg mehr verspricht, bleibt oft nur die Entfernung des betroffenen Zahns.
Doch es muss nicht so weit kommen: Regelmäßige Prophylaxe-Termine, gründliche Zahnpflege und die Bereitschaft, erste Anzeichen ernst zu nehmen, machen den Unterschied.
Woran erkenne ich Karies – und wann sollte ich zum Zahnarzt?
Einige Symptome können auf beginnende oder fortgeschrittene Karies hindeuten:
- Weiße oder bräunliche Flecken auf dem Zahn
- Empfindlichkeit bei süßen, kalten oder warmen Speisen
- Schmerzen beim Kauen
- Mundgeruch oder schlechter Geschmack
- deutlich sichtbares Loch oder schwarze Verfärbung
Wichtig: Warten Sie bei Verdacht nicht ab, bis Schmerzen auftreten. Gerade Frühkaries verläuft anfangs ohne Beschwerden – nur Ihre Zahnärztin oder Ihr Zahnarzt kann sie frühzeitig erkennen beispielsweise mittels Lupenbrille oder Röntgen.
Wie lässt sich Karies effektiv verhindern?
Die gute Nachricht: Karies entsteht nicht über Nacht – und Sie können einiges tun, um Ihre Zähne zu schützen:
1. Richtig putzen – die Basis guter Zahngesundheit
- 2x täglich mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen
- Zahnzwischenräume täglich mit Zahnseide oder Interdentalbürsten reinigen
- abends vor dem Zubettgehen besonders gründlich sein, da der Speichelfluss nachts abnimmt
2. Zucker einschränken
Je seltener Sie zuckerhaltige Snacks und süße Getränke konsumieren, desto weniger „Futter“ haben die Kariesbakterien. Achten Sie außerdem auf versteckte Zucker in Fertigprodukten und Fruchtsäften.
3. Regelmäßige Kontrollen wahrnehmen
Ein halbjährlicher Besuch bei Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt hilft, Karies frühzeitig zu entdecken – lange bevor Schäden sichtbar oder spürbar werden. Durch professionelle Zahnreinigung können außerdem hartnäckige Beläge entfernt werden.
Interessiert Sie, was bei einer solchen Kontrolle genau gemacht wird? Dann empfehlen wir unseren Beitrag Was ist Karies? Alles, was Sie wissen sollten.
4. Fluorid gezielt einsetzen
Fluoride stärken den Zahnschmelz, machen ihn widerstandsfähiger gegen Säure und fördern die Remineralisierung. Neben Zahnpasta gibt es beispielsweise:
- Mundspülungen
- Gele zur wöchentlichen Anwendung
- besondere Lacke, die der Zahnarzt aufträgt
Fazit: Keine Chance der Karies – mit Wissen, Pflege und Vorsorge
Wie Sie sehen, ist Karies kein plötzliches Ereignis – sondern ein schrittweiser Abbauprozess, der sich gut beobachten und beeinflussen lässt. Die fünf Stadien – von der Anfangsentkalkung bis zur Zerstörung des Zahnnervs – zeigen deutlich: Wer früh handelt, hat die besten Chancen, seine Zähne gesund zu halten.
Achten Sie auf erste Anzeichen, pflegen Sie Ihre Zähne sorgfältig und gehen Sie regelmäßig zur Prophylaxe – damit Karies bei Ihnen gar nicht erst Fuß fassen kann.
Für vertiefenden Lesestoff empfehlen wir Ihnen außerdem:
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie schnell entwickelt sich Karies?
Karies kann sich über Monate bis Jahre entwickeln – abhängig von Ernährung, Zahnpflege und individueller Speichelzusammensetzung. Entscheidend ist nicht nur, wie viel Zucker konsumiert wird, sondern wie oft: Häufige zuckerhaltige Snacks bieten ideale Bedingungen für Bakterien.
Kann sich Karies auch unter einer Füllung bilden?
Ja, das ist möglich – man spricht dann von „Sekundärkaries“. Deshalb sind Kontrollen auch nach einer Behandlung wichtig.
Ist Karies ansteckend?
Tatsächlich: Kariesverursachende Bakterien können übertragen werden – zum Beispiel von Eltern auf Kinder durch das Teilen von Löffeln oder das Ablecken von Schnullern.
Kann man Karies ohne Bohren behandeln?
In der Anfangsphase – bei White Spots – ist eine remineralisierende Behandlung möglich. Sobald aber ein Loch entstanden ist, ist meist eine Füllung nötig.
Wie erkenne ich, ob ich Karies habe?
Frühe Karies erkennen Sie oft an weißen Flecken oder an empfindlichen Stellen beim Zähneputzen. Im Zweifel gilt: lieber früher zur Kontrolle als später zum Notfalltermin.
Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). www.dgzmk.de
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Gesund beginnt im Mund. https://www.kindergesundheit-info.de
- Karies – Ursachen & Entstehung. www.zahnaerzteblatt.de, Zugriff 2024
- Patienteninformation der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV): www.kzbv.de
- Stiftung Warentest Zahnratgeber, Ausgabe 2023
Mit dem Wissen aus diesem Beitrag haben Sie jetzt die besten Karten, Karies den Kampf anzusagen. Ihren Zähnen zuliebe – bleiben Sie dran! 🦷