Zahnfüllungen

Amalgamfüllung entfernen – Warum und wie es sicher geht

Amalgamfüllungen waren lange Zeit ein Standard in der Zahnmedizin – stabil, langlebig und kostengünstig. Doch mit den Jahren haben sich die Fragen dazu gehäuft: Sind Amalgamfüllungen wirklich noch zeitgemäß? Ist das enthaltene Quecksilber gesundheitsschädlich? Und falls man sie entfernen lassen möchte – wie funktioniert das eigentlich sicher?

Wenn Sie selbst noch alte Amalgamfüllungen im Mund haben, haben Sie sich diese Fragen vielleicht auch schon gestellt. In diesem Beitrag erklären wir Ihnen ganz ruhig und leicht verständlich, warum viele Patient:innen heute den Austausch wünschen, welche Risiken es gibt und wie die fachgerechte Entfernung Schritt für Schritt abläuft – natürlich immer mit dem Blick auf Ihre Zahngesundheit und Sicherheit.

Was sind Amalgamfüllungen eigentlich?

Amalgam ist ein silbrig glänzendes Füllmaterial, das hauptsächlich aus einer Mischung von Metallen besteht – darunter Silber, Kupfer, Zinn und vor allem Quecksilber. Dieses Material wird seit über 150 Jahren eingesetzt und war lange Zeit die erste Wahl bei Kariesbehandlungen im Seitenzahnbereich, besonders wegen seiner Haltbarkeit und Formbarkeit.

Warum war Amalgam so beliebt?

Die Vorteile sprechen durchaus für sich:

  • Lange Haltbarkeit – meist 10 bis 15 Jahre oder sogar länger
  • Stabil auch bei hoher Kaubelastung (wichtig für Backenzähne)
  • Günstiger als viele moderne Alternativen
  • Doch inzwischen ist die Zahnmedizin viel weiter. Und mit ihr ist auch das Wissen über mögliche Risiken von Amalgamfüllungen gewachsen.

    Warum möchten viele Patient:innen Amalgamfüllungen entfernen lassen?

    Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst gegen Amalgam im Mund – aus gesundheitlichen oder ästhetischen Gründen. In manchen Fällen rät auch die Zahnärztin oder der Zahnarzt dazu.

    1. Mögliche Gesundheitsrisiken durch Quecksilber

    Amalgam besteht fast zur Hälfte aus Quecksilber – einem Stoff, der für den Körper giftig sein kann, wenn er in größeren Mengen aufgenommen wird. Zwar gibt es keine gesicherten Beweise, dass die kleinen Mengen aus Zahnfüllungen bei gesunden Menschen definitiv schädlich sind, doch laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine Belastung durch Quecksilber nachgewiesen – wenn auch im „tolerablen Bereich“.

    Manche Menschen reagieren zudem empfindlicher – etwa bei:

  • Allergien gegen Bestandteile von Amalgam
  • bestehender Niereninsuffizienz
  • nachgewiesener Quecksilberbelastung
  • chronischer Müdigkeit oder diffuser Beschwerden ohne erkennbare Ursache
  • In solchen Fällen kann die Entfernung und der Ersatz durch ein besser verträgliches Material hilfreich sein.

    2. Ästhetische Gründe

    Amalgamfüllungen schimmern dunkel und sind gerade bei weitem Mundöffnen gut sichtbar – kein schöner Anblick, finden viele. Komposite (Kunststofffüllungen) oder Keramikinlays sind zahnfarben und passen sich viel harmonischer an das natürliche Zahnweiß an.

    3. Umwelt- und Nachhaltigkeitsbedenken

    Nicht zu vergessen: Die Entsorgung von Amalgam belastet auch die Umwelt. In vielen Ländern – auch in der EU – werden Amalgamfüllungen schrittweise reduziert oder verboten, vor allem bei Schwangeren und Kindern.

    Ist Amalgam gefährlich? – Die aktuelle Studienlage

    Es gibt viele Mythen und Verunsicherung rund um Amalgam und Quecksilber. Die gute Nachricht: Laut aktueller Studienlage ist das Risiko bei intakten Füllungen für gesunde Erwachsene eher gering.

    Trotzdem gelten bestimmte Vorsichtsmaßnahmen:

  • Für Schwangere und Stillende wird Amalgam nicht mehr empfohlen.
  • Bei Kindern unter 15 Jahren sollte es laut EU-Verordnung nicht mehr verwendet werden.
  • Bei bekannter Unverträglichkeit oder gesundheitlichen Beschwerden kann eine Amalgamsanierung sinnvoll sein.
  • Tipp: Wenn Sie sich unsicher fühlen, sprechen Sie offen mit Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt. Gemeinsam finden Sie eine Lösung, die zu Ihnen passt.

    Wie läuft das Entfernen einer Amalgamfüllung ab?

    Sie möchten oder sollen eine alte Amalgamfüllung entfernen lassen? Dann ist es wichtig, dass dies unter besonderen Schutzmaßnahmen geschieht. Denn bei der Entfernung kann das enthaltene Quecksilber freigesetzt und vom Körper aufgenommen werden – das möchten wir natürlich vermeiden.

    Schritt für Schritt zur sicheren Entfernung

    Ihr Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin wird folgende Vorgehensweise wählen:

  • Schutz mit Kofferdam: Ein Spann-Tuch aus Gummi, das verhindern soll, dass Partikel oder Dämpfe in den Mund gelangen.
  • Sauerstoffversorgung: Oft wird zusätzlich Sauerstoff über eine Nasensonde gegeben, um das Einatmen von Quecksilberdampf zu vermeiden.
  • Absaugung mit speziellem Filter: Hochleistungsabsauggeräte mit Quecksilberfilter sorgen dafür, dass entstehende Dämpfe sofort abgeleitet werden.
  • Schonendes Herausbohren: Das Amalgam wird möglichst in großen Stücken entfernt, um die Dampfentwicklung zu minimieren.
  • Nachsorge: Auf Wunsch kann eine „Ausleitung“ mit Bindemitteln wie Chlorella oder Aktivkohle folgen – dies ist allerdings individuell zu besprechen und wissenschaftlich nicht eindeutig belegt.
  • Wichtig: Lassen Sie Amalgamfüllungen niemals entfernen, ohne dass entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Am besten fragen Sie gezielt nach einer spezialisierten „amalgamfreien Zahnmedizin“.

    Welche Alternativen gibt es zu Amalgamfüllungen?

    Die moderne Zahnmedizin bietet mittlerweile eine Vielzahl an gut verträglichen Materialien – die nicht nur gesundheitlich, sondern auch optisch punkten.

    Hier ein Überblick:

    1. Komposite (Kunststofffüllungen)

  • zahnfarben, unauffällig
  • für kleine bis mittlere Defekte geeignet
  • von der Krankenkasse im Frontbereich bezahlt
  • 2. Keramikfüllungen (Inlays, Teilkronen)

  • besonders langlebig und ästhetisch
  • sehr gute Körperverträglichkeit
  • Private Zuzahlung notwendig
  • 3. Goldinlays

  • extrem haltbar (oft länger als 20 Jahre)
  • biologisch gut verträglich
  • Optisch auffällig und teuer
  • Tipp: Welche Alternative die beste ist, hängt immer vom jeweiligen Zahn, der Größe des Defekts, Ihren Wünschen sowie den Kosten ab. Eine individuelle Beratung ist unerlässlich.

    Was kostet das Entfernen einer Amalgamfüllung?

    In der Regel ist das Entfernen einer Amalgamfüllung keine Kassenleistung – vor allem nicht unter Schutzmaßnahmen. Auch die Kosten für moderne Füllmaterialien werden oft nur teilweise übernommen.

    Sie sollten mit folgenden Ausgaben rechnen:

  • Entfernung mit Schutzmaßnahmen: ca. 50–150 Euro pro Zahn
  • Kompositfüllung (privat im Seitenzahn): ca. 80–200 Euro
  • Keramikinlay: ab 300 Euro
  • Tipp: Lassen Sie sich einen Heil- und Kostenplan erstellen – so wissen Sie im Voraus, was auf Sie zukommt. Manche Zusatzversicherungen übernehmen auch diese Leistungen.

    Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Austausch?

    Nicht jede Amalgamfüllung muss sofort entfernt werden. Wichtig ist vor allem:

  • Ist sie beschädigt, undicht oder brüchig?
  • Gibt es gesundheitliche Beschwerden?
  • Besteht ein Kinderwunsch oder sind Sie schwanger?
  • Wünschen Sie sich mehr Ästhetik im Seitenzahnbereich?
  • Wenn einer dieser Punkte zutrifft, besprechen Sie den Austausch mit Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt. Manchmal genügt es auch, nur eine Füllung pro Quartal auszutauschen – schonender für Körper und Geldbeutel.

    Tipps für die Zeit nach der Amalgamentfernung

    Nach dem Entfernen sollten Sie Ihrem Körper Zeit geben, mögliche Rückstände gut auszuleiten.

    Folgende Maßnahmen können unterstützen:

  • Viel trinken – am besten stilles Wasser
  • Auf eine ballaststoffreiche Ernährung achten (bindet Schadstoffe)
  • Eventuell kurweise Einnahme von Chlorella oder anderen Algenprodukten – bitte vorher ärztlich abklären
  • Keine weiteren Belastungen (z. B. frische Impfungen oder OPs) in den Wochen nach der Entfernung
  • Auch regelmäßige Zahnpflege bleibt wichtig – mit einer sanften fluoridhaltigen Zahnpasta und ggf. Ergänzung durch Zahnseide oder Interdentalbürsten.

    Fazit: Amalgamfüllungen sicher und sinnvoll ersetzen

    Amalgamfüllungen erfüllen zwar oft noch ihren Zweck – doch viele Menschen entscheiden sich heute bewusst für verträglichere, ästhetischere Alternativen. Die gute Nachricht: Eine sichere Entfernung ist möglich, wenn sie fachgerecht – und unter Schutzmaßnahmen – durchgeführt wird.

    Und: Der Austausch zahlt sich doppelt aus – für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden!

    Wenn Sie vermuten, dass Ihre alten Füllungen aus Amalgam bestehen, sprechen Sie Ihre Praxis gezielt darauf an. Gemeinsam finden Sie heraus, ob und wann ein Austausch sinnvoll ist – Schritt für Schritt zu einem quecksilberfreien Lächeln.

    FAQ – Häufige Fragen zur Amalgamentfernung

    Wie erkenne ich, ob ich Amalgamfüllungen im Mund habe?

    Amalgamfüllungen sind meist grau bis silbern und an Backenzähnen zu finden. Ihre Zahnarztpraxis kann dies bei einer Kontrolle schnell feststellen.

    Ist die Entfernung schmerzhaft?

    Nein, der Eingriff erfolgt in der Regel unter lokaler Betäubung – ganz ähnlich wie eine normale Füllung.

    Sind Komposite oder Keramik unbedenklich?

    Ja, moderne Füllmaterialien sind gut verträglich. Bei bekannter Allergie lohnt sich ggf. ein Verträglichkeitstest.

    Wie lange hält eine neue Füllung?

    Komposite etwa 5–10 Jahre, Keramikinlays oft 10–15 Jahre oder mehr.

    Wer darf Amalgam noch bekommen?

    In Deutschland nur noch in Ausnahmefällen – bei Erwachsenen ohne gesundheitliche Einschränkungen. Für Kinder, Schwangere und Stillende ist Amalgam tabu.

    Hilft Entgiftung nach der Entfernung?

    Diese Maßnahmen sind umstritten. Viel trinken und eine gesunde Ernährung sind aber immer hilfreich. Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

    Quellen:

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