Kinderzähne

Haifischzähne bei Kindern – Ursachen, Behandlung und wann Eltern zum Zahnarzt sollten

Wenn bei Ihrem Kind plötzlich ein zweiter Zahn hinter dem ersten erscheint – wie bei einem Hai mit mehreren Zahnreihen – kann das ganz schön beunruhigend wirken. Vielleicht fragen Sie sich: Ist das normal? Muss ich zum Zahnarzt? Und was passiert, wenn die Milchzähne einfach nicht ausfallen wollen? Die gute Nachricht: In den meisten Fällen sind sogenannte Haifischzähne bei Kindern harmlos und lassen sich gut behandeln. In diesem Ratgeber zeigen wir Ihnen mit leicht verständlichen Erklärungen, was hinter diesem Phänomen steckt – und wann es wirklich Zeit ist, einen Zahnarzt oder eine Zahnärztin aufzusuchen.

Was versteht man unter „Haifischzähnen“ bei Kindern?

Der Begriff „Haifischzähne“ klingt zwar dramatisch, beschreibt aber ein recht häufiges Phänomen im kindlichen Zahnwechsel. Gemeint ist damit eine Situation, in der dauerhafte Zähne hinter (oder manchmal auch vor) den Milchzähnen durchbrechen, ohne dass die Milchzähne vorher ausgefallen sind. So entsteht der Eindruck einer doppelten Zahnreihe – ähnlich wie bei einem Hai.

Dieses Phänomen tritt besonders häufig bei den unteren Schneidezähnen auf, meist zwischen dem fünften und achten Lebensjahr. Es sind aber auch Fälle bei den oberen Schneidezähnen oder den Eckzähnen möglich.

Wichtig: Haifischzähne sehen meist schlimmer aus, als sie sind. In den meisten Fällen regelt die Natur das ganz alleine. Trotzdem sollten Eltern ein Auge darauf haben – denn manchmal ist zahnärztliche Hilfe gefragt.

Warum entstehen Haifischzähne überhaupt?

Normalerweise löst sich die Zahnwurzel eines Milchzahns langsam auf, wenn der bleibende Zahn darunter zu wachsen beginnt. Der Zahn wird locker, fällt aus – und macht dem neuen Zahn Platz.

Bei Haifischzähnen passiert genau das nicht oder nur unvollständig: Der Milchzahn bleibt stabil, während der neue Zahn seinen Weg nach draußen sucht – und notgedrungen eine kleine Umleitung nimmt. Statt direkt unter dem Milchzahn durchzubrechen, schiebt sich der neue Zahn seitlich vorbei. So liegen beide Zähne gleichzeitig im Mund: Der Milchzahn vorne, der bleibende Zahn dahinter.

Gründe dafür können sein:

  • Der Milchzahn hat eine besonders tiefe oder stabile Wurzel.
  • Der bleibende Zahn kommt etwas früher als erwartet.
  • Der Platz im Kiefer ist zu eng für eine normale Entwicklung.

Wie häufig kommen Haifischzähne vor?

Tatsächlich ist dieses Phänomen gar nicht so selten. Haifischzähne treten schätzungsweise bei 10–20 % aller Kinder im Alter zwischen 5 und 8 Jahren auf – am häufigsten bei den unteren mittleren Schneidezähnen. Bei manchen Kindern kommt es mehrmals vor, bei anderen gar nicht.

Wie erkenne ich Haifischzähne bei meinem Kind?

Achten Sie auf folgende Anzeichen:

  • Ein neuer Zahn bricht hinter einem noch festen Milchzahn durch.
  • Der Milchzahn wackelt wenig oder gar nicht.
  • Die Zähne stehen in zwei Reihen – ähnlich wie bei einem Hai.
  • Manchmal klagt das Kind über Druck oder leichtes Unbehagen.

Wussten Sie? Manchmal treten Haifischzähne erst richtig auf, wenn das Kind beginnt, die betroffenen Milchzähne mit der Zunge zu bewegen – ob bewusst oder unbewusst.

Wenn Sie unsicher sind, können Sie einfach ein Foto der betreffenden Stelle machen und bei der nächsten Kontrolle in der Zahnarztpraxis zeigen. Viele Eltern machen das – und es hilft enorm bei der ersten Einschätzung.

Muss man Haifischzähne immer behandeln lassen?

Die Antwort lautet: nicht zwangsläufig. In vielen Fällen ist keine Behandlung nötig, sondern nur ein wenig Geduld. Denn oft erledigt sich das Problem in wenigen Wochen von selbst.

Wann also ist Beobachten genug – und wann sollte eine Zahnärztin helfen?

Diese Situationen sprechen für Abwarten:

  • Der Milchzahn beginnt leicht zu wackeln.
  • Das Kind kann den Milchzahn beim Kauen oder mit der Zunge bewegen.
  • Kein Schmerz oder starker Druck ist spürbar.
  • Der neue Zahn wächst in guter Stellung – nur eben etwas zu früh.

Die meisten Zahnärzt:innen empfehlen, zwei bis drei Monate zu beobachten. In dieser Zeit kann der Milchzahn ganz von allein ausfallen. Um das zu unterstützen, dürfen Kinder ruhig auf festere Nahrungsmittel beißen (z. B. Karotten, Äpfel oder Brotkanten) oder den Zahn regelmäßig mit der Zunge bewegen.

Diese Warnzeichen sprechen für einen Zahnarztbesuch:

  • Der Milchzahn wackelt gar nicht – auch nach mehreren Wochen nicht.
  • Der neue Zahn wächst schief oder deutlich verschoben im Kiefer.
  • Das Kind hat Schmerzen beim Kauen oder Druck im Bereich des Zahns.
  • Es kommt zu Entzündungen im Zahnfleisch.
  • Es ist kein Platz für den bleibenden Zahn in der Zahnreihe.

In solchen Fällen kann ein kleiner Eingriff helfen – meist reicht eine einfache Entfernung des Milchzahns aus, um dem neuen Zahn den nötigen Platz zu verschaffen. Dieser Eingriff ist bei Kindern Routine und meistens völlig unkompliziert.

Was passiert beim Zahnarzt bei Haifischzähnen?

Beim ersten Besuch wird meist ein kurzer Blick genügt, um die Situation zu beurteilen. Gegebenenfalls wird ein Röntgenbild gemacht, um die genaue Position der Zähne zu sehen.

Wenn der Milchzahn entfernt werden muss:

  • Erfolgt dies in der Regel unter lokaler Betäubung.
  • Der Eingriff dauert nur wenige Minuten.
  • Die Wundheilung verläuft bei Kindern meist sehr schnell und komplikationsfrei.

Viele Eltern sind überrascht, wie tapfer Kinder den kleinen Eingriff meistern – oft ist die größte Sorge vorher schlicht unbegründet.

Lässt sich das Entstehen von Haifischzähnen verhindern?

Leider nein – da es sich um eine ganz natürliche Entwicklungsvariante handelt, können Eltern meist nichts aktiv dagegen tun. Trotzdem gibt es Dinge, die helfen können, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen:

  • Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen: Besonders während des Zahnwechsels ist es sinnvoll, alle 6 Monate zur Kontrolle zu gehen.
  • Gesunde Kaunahrung: Feste Nahrung kann den Milchzahnverlust unterstützen, z. B. Möhren, Vollkornbrot oder Äpfel.
  • Kleine Zahnhefte oder Kalender: Viele Eltern führen kindgerechte Zahnkalender, um wichtige Zahndurchbrüche oder Ausfälle zu dokumentieren.

So sind Sie gut vorbereitet, sollten Haifischzähne auftauchen – und wissen frühzeitig, wenn Handlungsbedarf besteht.

Was passiert mit dem hinteren Zahn, wenn der Milchzahn später doch noch ausfällt?

Eine häufige Frage von Eltern: „Was passiert mit dem bleibenden Zahn, wenn er schon ‚hinten‘ steht – kann er noch nach vorne wandern?“

Die gute Nachricht: Ja, das kann er in den meisten Fällen!

Der kindliche Kiefer ist in einem ständigen Umbauprozess. Selbst wenn ein bleibender Zahn anfangs etwas schief oder weiter hinten durchkommt, kann er sich später noch in die richtige Position schieben – vorausgesetzt, der Milchzahn macht irgendwann Platz.

Genügend Platz, gute Mundhygiene und die kindliche Entwicklung arbeiten also zusammen – ganz nach dem Motto: Die Natur regelt das oft besser, als man denkt.

Falls sich der bleibende Zahn dennoch nicht oder nur teilweise richtig einordnet, kann die Kieferorthopädie im Jugendalter unterstützend eingreifen – auch das ist heute Routine.

Was können Eltern zu Hause tun?

Zunächst einmal: Keine Panik! Haifischzähne sehen für Erwachsene oft dramatischer aus, als sie sind. Mit etwas Unterstützung können Eltern die Zeit bis zur Zahnarztkontrolle gut überbrücken:

  • Motivieren Sie Ihr Kind, fleißig zu kauen: Rohes Gemüse, kerniges Brot und festes Obst helfen beim natürlichen Zahnwechsel.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind: Erklären Sie altersgerecht, was gerade passiert – das nimmt Ängste.
  • Vermeiden Sie es, selbst am Zahn zu wackeln oder zu ziehen: Auch wenn es schwerfällt – zu frühes Eingreifen kann Zahnfleisch oder den umliegenden Zahn verletzen.
  • Kleinere Veränderungen regelmäßig beobachten: Falls sich nach 2–3 Wochen nichts verändert, hilft ein Zahnarztbesuch zur Klärung.

Fazit: Haifischzähne bei Kindern – meist harmlos, aber nicht ignorieren

Haifischzähne sind ein häufiges, meist harmloses Phänomen während des Zahnwechsels. In vielen Fällen verschwinden sie von ganz allein, sobald der Milchzahn Platz macht. Dennoch ist Ihre Aufmerksamkeit als Eltern gefragt: Mit regelmäßigen Kontrollen, einem aufmerksamen Blick in den Kindermund und der Unterstützung der Zahnarztpraxis lassen sich mögliche Probleme frühzeitig erkennen und unkompliziert lösen.

Also: Bleiben Sie gelassen, beobachten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind – und greifen Sie zum Telefon, wenn es Fragen oder Unsicherheiten gibt.

Häufige Fragen zu Haifischzähnen bei Kindern (FAQ)

Ist ein Haifischzahn schädlich für die Zahnentwicklung meines Kindes?

In der Regel nicht. Solange genügend Platz im Kiefer vorhanden ist und der bleibende Zahn sich korrekt einordnet, sind keine bleibenden Schäden zu erwarten.

Kann mein Kind mit Haifischzähnen weiterhin normal essen?

Ja – meistens ist die Kaufunktion kaum beeinträchtigt. Festes Kauen hilft sogar dabei, den Milchzahn schneller zu lockern.

Müssen Haifischzähne immer gezogen werden?

Nein. Nur wenn der Milchzahn dauerhaft fest bleibt oder der neue Zahn schief wächst, ist ein kleiner Eingriff eventuell notwendig.

Wie lange soll ich abwarten, bevor ich zum Zahnarzt gehe?

Wenn sich nach etwa 2–3 Wochen keine Veränderung zeigt oder Beschwerden auftreten, ist ein Zahnarztbesuch ratsam.

Quellenangaben

  • Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) – www.dgzmk.de
  • Initiative proDente e.V. – www.prodente.de
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – www.kindergesundheit-info.de
  • Zahnärztliche Mitteilungen (zm-online) – Fachartikel zu kindlicher Zahnentwicklung
  • Kinderzahnheilkunde, Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) – www.kinderzahnaerzte.de

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