Rissige Zunge – Ursachen und wann du zum Arzt solltest
Eine rissige Zunge kann im ersten Moment harmlos wirken – schließlich verursacht sie oft keine Schmerzen. Doch vielleicht hast du dich auch schon mal gefragt: Ist das noch normal oder sollte ich besser zum Arzt? Tatsächlich kann eine Zunge mit Rillen, Furchen oder sogar tiefen Rissen ganz verschiedene Ursachen haben – von harmlosen Varianten der Natur bis zu Hinweisen auf Mangelzustände oder Erkrankungen. In diesem Beitrag erfährst du alles, was du über die rissige Zunge wissen solltest: Wie sie aussieht, was ihr Auslöser sein kann – und woran du erkennst, wann ärztlicher Rat wirklich sinnvoll ist.
Wie sieht eine rissige Zunge aus?
Eine rissige Zunge – medizinisch manchmal als „Lingua fissurata“ bezeichnet – ist durch kleine bis tiefere Furchen auf der Oberfläche der Zunge gekennzeichnet. Diese Rillen verlaufen meist längs von vorne nach hinten, können aber auch quer oder netzförmig erscheinen.
Wichtig zu wissen: Eine rissige Zunge ist in den allermeisten Fällen schmerzfrei. Manche Menschen bemerken sie nur zufällig beim Blick in den Spiegel oder bei der Zahnpflege. Wenn allerdings Speisereste in den Furchen hängen bleiben, kann es zu Reizungen oder Entzündungen kommen – etwa in Form von brennenden Schmerzen oder auffälligem Belag.
Ist eine rissige Zunge gefährlich?
In der Regel nein. Die rissige Zunge ist bei vielen Menschen schlicht eine harmlose anatomische Variante. Studien zeigen, dass etwa 5–10 % der Bevölkerung diese Form der Zunge aufweisen – ohne dass eine ernsthafte Erkrankung vorliegt.
Dennoch: Es lohnt sich, bei Veränderungen der Mundschleimhaut hinzusehen. Denn in einigen Fällen kann eine rissige Zunge ein Anzeichen für andere gesundheitliche Probleme sein – etwa für Vitaminmangel oder chronische Erkrankungen.
Welche Ursachen kann eine rissige Zunge haben?
Die Liste möglicher Auslöser für eine rissige Zunge ist vielfältig. Damit du besser einschätzen kannst, was bei dir zutrifft, schauen wir uns die häufigsten Ursachen genauer an:
1. Genetische Veranlagung
In vielen Fällen ist eine rissige Zunge schlicht angeboren. Das bedeutet: Sie begleitet einen Menschen schon von Geburt an – oder bildet sich in der Kindheit oder Jugend langsam aus.
Typisch: Keine Schmerzen, keine Beschwerden. Die Zunge sieht zwar auffällig aus, ist aber in guter Funktion. Problematisch kann es nur dann werden, wenn sich durch die Furchen mehr Bakterien ansiedeln oder es zu leichter Reizbarkeit kommt.
2. Alterungsprozesse
Mit zunehmendem Alter verändert sich der Körper – auch die Mundschleimhaut. Es ist ganz normal, dass sich mit den Jahren mehr Falten und Furchen bilden – auch auf der Zunge.
Kommt es zusätzlich zu Trockenheit im Mund oder ungenügender Pflege, können sich Beläge schneller in den Ritzen ablagern.
3. Vitamin- und Nährstoffmangel
Ein häufiger – aber oft übersehener – Grund für Veränderungen an der Zunge ist ein Vitaminmangel. Vor allem ein Mangel an:
- Vitamin B2 (Riboflavin)
- Vitamin B12
- Folsäure
- Eisen
kann sich auf die Zunge auswirken. Typisch sind dann eine rissige oder brennende Zunge, Veränderungen in der Farbe (z. B. blass oder glatt) und allgemeines Unwohlsein.
Unser Tipp: Wenn du dich häufiger müde fühlst, unter Konzentrationsproblemen leidest oder dir öfter schwindlig ist – dann lohnt es sich, den Nährstoffhaushalt beim Hausarzt untersuchen zu lassen.
4. Entzündungen im Mundraum (Glossitis)
Glossitis ist der Fachbegriff für eine entzündete Zunge. Neben Rötungen, Schmerzen oder Brennen kann sie auch zu Verfurchungen führen. Häufig steckt eine bakterielle oder virale Ursache dahinter.
Weitere mögliche Auslöser: Allergien, Zahnprothesen, zu scharfe oder saure Speisen sowie bestimmte Zahnpasten-Zusätze wie Natriumlaurylsulfat.
5. Mundtrockenheit (Xerostomie)
Speichel schützt unsere Zunge und das Zahnfleisch vor schädlichen Keimen. Wenn aber zu wenig Speichel produziert wird – etwa durch bestimmte Medikamente, Krankheiten oder zu wenig Flüssigkeitszufuhr – trocknet die Zunge schneller aus. Dadurch können sich Furchen und Risse verstärken.
Ein trockener Mund fühlt sich oft klebrig an, erschwert das Sprechen oder Schlucken und verschlechtert den Geschmackssinn.
6. Bestimmte Erkrankungen
In selteneren Fällen kann eine rissige Zunge auf eine Erkrankung hinweisen. Dazu zählen unter anderem:
- Sjögren-Syndrom – eine Autoimmunerkrankung, die vor allem Speicheldrüsen angreift
- Diabetes mellitus – kann durch Nervenschädigungen auch zu Zungenveränderungen führen
- Down-Syndrom – Personen mit Trisomie 21 zeigen häufiger eine rissige Zunge
- Psoriasis (Schuppenflechte) – manchmal auch mit Beteiligung der Mundschleimhaut
Wann solltest du mit einer rissigen Zunge zum Arzt?
Auch wenn eine rissige Zunge meist harmlos ist – in bestimmten Fällen ist es wichtig, medizinischen Rat einzuholen.
Alarmzeichen, bei denen du besser zum Arzt gehst:
- Die Zunge schmerzt oder brennt häufig
- Du bemerkst auffällige Beläge, Rötungen oder Schwellungen
- Die Zunge sieht plötzlich anders aus als gewohnt
- Weitere Symptome wie Müdigkeit, Blässe oder Müdigkeit begleiten das Ganze
- Du hast Schluckbeschwerden oder ein pelziges Gefühl im Mund
In solchen Fällen kann die Hausarztpraxis oder Zahnarztpraxis erste Untersuchungen durchführen. Gegebenenfalls folgt eine Überweisung zur HNO- oder Facharztpraxis.
Wie wird eine rissige Zunge behandelt?
Die Behandlung hängt immer von der Ursache ab. Bei einer harmlosen Variante braucht es keine Therapie – wohl aber gute Pflege.
Das kannst du selbst tun:
- Regelmäßige Mundhygiene: Reinige deine Zunge vorsichtig mit einer Zungenbürste oder einem speziellen Zungenschaber.
- Zuckerarme Ernährung: Vermeide Süßigkeiten und säurehaltige Getränke, die die Zungenoberfläche zusätzlich reizen könnten.
- Ausreichend trinken: Wasser oder ungesüßter Tee helfen, die Zunge feucht und gesund zu halten.
- Natürliche Pflege: Kamillentee oder Salbeitee können lindernd wirken – frag im Zweifelsfall in der Apotheke nach.
- Körperliche Ursachen behandeln: Wenn ein Mangel festgestellt wird, verschreibt der Arzt gegebenenfalls passende Vitaminpräparate.
Vorbeugung: So hältst du deine Zunge gesund
Damit sich erst gar keine Probleme anbahnen, ist gute Mundpflege das A und O. Hier ein paar einfache, aber wirkungsvolle Tipps:
- Putze deine Zunge täglich – am besten morgens nach dem Aufstehen.
- Verzichte auf reizende Zahnpasta-Zusätze wie scharfe Mentholöle oder Schaumverstärker.
- Vermeide übermäßigen Alkohol- und Tabakkonsum – beides kann die Schleimhaut reizen.
- Sorge für eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
- Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen helfen Veränderungen früh zu erkennen.
FAQ – Häufige Fragen zur rissigen Zunge
Was hilft schnell bei Schmerzen durch eine rissige Zunge?
Bei akuten Beschwerden helfen milde Mundspülungen mit Kamille oder Salbei, gute Mundhygiene sowie kühle Getränke. Meide scharfe oder saure Speisen vorübergehend.
Darf ich bei Zungenrissen eine Zungenbürste verwenden?
Ja – aber bitte achtsam. Verwende weiche Borsten und drücke nicht zu fest, damit keine Verletzungen entstehen. Alternativ hilft auch ein Zungenschaber.
Welche Zahnpasta bei empfindlicher Zunge?
Achte auf ein Produkt ohne aggressive Schaumbildner (z. B. Sodium Lauryl Sulfat) und ohne scharfe Aromen. Es gibt spezielle Zahnpasten für empfindliche Mundschleimhaut – frag gerne deine Zahnarztpraxis.
Ist eine rissige Zunge ansteckend?
Nein. In ihrer harmlosen Form ist sie nicht infektiös – im Gegensatz zu manch anderen Veränderungen wie Mundsoor oder Herpes.
Fazit: Nicht jeder Riss ist ein Grund zur Sorge
Eine rissige Zunge ist in den meisten Fällen einfach eine harmlose Besonderheit deiner Zungenstruktur. Solange du keine Schmerzen hast und keine weiteren Symptome auftreten, reicht eine gute Mundhygiene meist völlig aus. Bleib aber aufmerksam: Wenn du Veränderungen bemerkst oder dich unwohl fühlst, zögere nicht, fachlichen Rat einzuholen. Deine Zunge ist ein kleiner Spiegel deiner Gesundheit – gönn ihr die nötige Aufmerksamkeit!
Gute Nachricht zum Schluss: Mit ein bisschen Pflege, gesunder Ernährung und regelmäßiger Kontrolle beim Zahnarzt kannst du deiner Zunge dauerhaft etwas Gutes tun.