Zahnungsgel für Babys
Wenn Babys zahnen, beginnt für viele Eltern eine neue und oft herausfordernde Phase. Die Kleinen sind quengelig, schlafen schlechter und stecken ständig alles in den Mund. Kein Wunder – die ersten Zähnchen bahnen sich ihren Weg durch das Zahnfleisch, und das kann ganz schön unangenehm sein. Eine Möglichkeit, den Juckreiz und die Schmerzen zu lindern, ist die Anwendung von Zahnungsgel. Aber welches Zahnungsgel ist das richtige? Wie und wann sollte es verwendet werden? In diesem Beitrag erfahren Sie alles, was Sie über Zahnungsgel für Babys wissen müssen – kompakt, verständlich und auf den Punkt gebracht.
Was ist Zahnungsgel und wofür wird es verwendet?
Zahnungsgel ist ein spezielles Gel, das direkt auf das Zahnfleisch von Babys aufgetragen wird. Es soll Schmerzen lindern, Reizungen beruhigen und das Zahnfleisch kühlen – ähnlich wie ein feuchter Waschlappen auf einer Schürfwunde beruhigend wirkt.
Die Anwendung ist simpel: ein kleiner Tropfen mit sauberem Finger sanft auf das Zahnfleisch massieren. Dadurch wird das Zahnfleisch nicht nur benetzt, sondern auch durch die Massage leicht stimuliert – das kann zusätzlich helfen, den Druck zu mildern.
Typische Symptome des Zahnens
Wie merken Eltern überhaupt, dass ihr Baby zahnt? Hier sind typische Anzeichen:
- Vermehrter Speichelfluss
- Unruhe, häufiges Quengeln
- Das Baby führt ständig Hände oder Gegenstände zum Mund
- Schlafprobleme oder schlechte Nächte
- Gerötetes, geschwollenes Zahnfleisch
- Leichter Temperaturanstieg (kein hohes Fieber!)
Wichtig: Nicht jedes dieser Symptome muss auftreten – und sie können auch andere Ursachen haben. Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt.
Welche Arten von Zahnungsgel gibt es?
Nicht jedes Zahnungsgel ist gleich: Unterschiede gibt es vor allem bei den Inhaltsstoffen. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen pflanzlichen/homöopathischen Gels und solchen mit lokaler Betäubung.
1. Zahnungsgel mit pflanzlichen Wirkstoffen
Diese Gels enthalten sanfte Inhaltsstoffe wie Kamille, Melisse oder Salbei. Sie wirken beruhigend und entzündungshemmend – eine natürliche Unterstützung in der Zahnungsphase. Einige Marken setzen auch auf Xylitol, das leicht kühlend und antibakteriell wirkt.
Vorteil: gut verträglich und für den häufigen Gebrauch geeignet. Eltern entscheiden sich gerne für solche Produkte, wenn sie ihrem Baby möglichst sanfte Hilfe bieten möchten.
2. Zahnungsgel mit schmerzstillenden Wirkstoffen
Hier kommen lokale Betäubungsmittel wie Lidocain oder Benzocain ins Spiel. Diese Gels wirken schnell und deutlich schmerzlindernd, sollten aber mit Vorsicht genutzt werden – und niemals ohne Rücksprache mit Arzt oder Apotheker.
Einige dieser Wirkstoffe sind in den letzten Jahren kritisch diskutiert worden, da sie allergische Reaktionen oder in seltenen Fällen Atemprobleme auslösen können. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA warnt beispielsweise vor dem Einsatz von Benzocain bei Säuglingen unter zwei Jahren.
Wie wendet man Zahnungsgel richtig an?
Zahnungsgel ist kein Wundermittel – aber eine wertvolle Hilfe, wenn es korrekt verwendet wird. So geht’s:
- Waschen Sie Ihre Hände gründlich, bevor Sie das Gel auftragen.
- Tragen Sie einen kleinen Tropfen des Gels auf Ihren sauberen Finger auf.
- Massieren Sie das Gel vorsichtig in das gereizte Zahnfleisch ein.
- Vermeiden Sie es, das Gel zu tief in den Rachen zu bringen.
- Wenden Sie das Gel nur so oft an, wie es in der Packungsbeilage steht.
Wichtig: Beobachten Sie Ihr Baby nach der Anwendung. Sollte es ungewöhnlich reagieren (z. B. Atemnot, Ausschlag, Erbrechen), holen Sie sich sofort ärztliche Hilfe.
Ab welchem Alter darf Zahnungsgel verwendet werden?
Die meisten zahnungsgels für Babys sind ab dem vierten Lebensmonat zugelassen, da sich meist in diesem Alter die ersten Zahnungsanzeichen zeigen. Beachten Sie jedoch immer die Altersangabe auf der Verpackung sowie ärztliche Empfehlungen.
Nicht alle Gels sind automatisch für ganz kleine Babys geeignet. Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrer Kinderärztin oder einem Zahnarzt für Kinderzahnheilkunde.
Welche Inhaltsstoffe sollte man meiden?
Beim Kauf eines Zahnungsgels lohnt sich ein genauer Blick auf die Zutatenliste. Vermeiden Sie möglichst Produkte mit:
- Benzocain: kann in seltenen Fällen den Sauerstofftransport im Blut behindern (Methämoglobinämie).
- Lidocain in höherer Konzentration: nur unter ärztlicher Überwachung anwenden.
- Alkohol: kann das Zahnfleisch reizen und ist nicht kindgerecht.
- Parabenen oder synthetische Duftstoffe: mögliche Allergieauslöser.
Setzen Sie stattdessen auf reine, pflanzliche und wenig belastende Präparate für die empfindliche Babyhaut im Mund.
Hausmittel statt Zahnungsgel – geht das auch?
Natürlich! Wenn Sie unsicher sind, ob Zahnungsgel das Richtige ist, oder einfach sanfte Alternativen suchen, helfen auch einige bewährte Hausmittel gegen Zahnungsschmerzen:
- Kühlbeißringe: aus dem Kühlschrank (nicht Gefrierfach!) lindern durch Kälte den Schmerz.
- Gekühlter, feuchter Waschlappen: das Baby kann darauf herumkauen – hilft beim Druckabbau.
- Karottesticks oder Apfelschnitze: für etwas älteren Babys, stets unter Aufsicht!
- Sanfte Zahnfleischmassage mit dem Finger oder Fingerling: besonders wirksam bei lokalem Druck.
Diese Maßnahmen lassen sich gut mit einem pflanzlichen Zahnungsgel kombinieren – ganz nach dem Motto: sanfte Hilfe von außen, liebevolle Zuwendung von innen.
Gibt es Risiken bei der Verwendung von Zahnungsgel?
Wie bei allen Produkten für Babys gilt: Weniger ist oft mehr.
Risiken entstehen meist durch Überdosierung oder ungeeignete Inhaltsstoffe. Daher:
- Verwenden Sie nur Produkte, die speziell für Säuglinge freigegeben sind.
- Lesen Sie die Packungsbeilage genau und halten Sie sich an die Dosierung.
- Vermeiden Sie es, das Gel direkt vor dem Stillen oder Füttern anzuwenden – es könnte den Saugreflex beeinflussen.
Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihr Baby das Zahnungsgel gut verträgt, beobachten Sie es genau und besprechen mögliche Reaktionen mit Ihrer Kinderärztin.
Was sagen Expert:innen und Studien?
Die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) empfiehlt, vorrangig auf nicht-medikamentöse Hilfsmittel wie Massage, Beißringe oder kühlende Stoffe zu setzen.
Wenn Zahnungsgels verwendet werden, sollten bevorzugt pflanzliche Produkte ohne Betäubungsmittel oder Alkohol eingesetzt werden. Nur bei besonders ausgeprägten Beschwerden und nach ärztlicher Rücksprache könne man auch auf medizinische Gels zurückgreifen.
Eine aktuelle Untersuchung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) kommt außerdem zu dem Schluss, dass lokal betäubende Wirkstoffe bei Babys mit großer Vorsicht zu handhaben sind. Sie empfiehlt seit 2019 den Verzicht auf bestimmte Präparate mit Benzocain bei Kindern unter zwei Jahren.
Checkliste: Worauf sollte ich beim Kauf von Zahnungsgel achten?
Sie stehen vor dem Regal oder suchen online nach einem Zahnungsgel? Dann hilft Ihnen die folgende Checkliste für einen sicheren Kauf:
- Ist das Gel explizit für Babys geeignet (ab welchem Monat)?
- Enthält es keine problematischen Stoffe wie Alkohol oder Benzocain?
- Sind natürliche Inhaltsstoffe wie Kamille, Melisse, Xylit enthalten?
- Wird das Produkt von Kinderzahnärzt:innen oder Hebammen empfohlen?
- Gibt es positive Bewertungen von anderen Eltern?
Sicher ist sicher – gerade, wenn es um die Gesundheit Ihres Babys geht.
FAQ: Häufige Fragen zu Zahnungsgel für Babys
Ab wann kann ich Zahnungsgel verwenden?
Sobald Sie erste Symptome bei Ihrem Baby bemerken – meist ab dem vierten Monat. Wichtig ist, dass das Gel für das entsprechende Alter zugelassen ist.
Wie oft darf ich Zahnungsgel anwenden?
Das hängt vom Produkt ab. In der Regel zwei- bis dreimal täglich. Die genaue Angabe finden Sie in der Packungsbeilage.
Kann Zahnungsgel Nebenwirkungen haben?
Ja – vor allem bei Produkten mit stark wirksamen Stoffen wie Lidocain. Achten Sie auf hautfreundliche, geprüfte Mittel und beobachten Sie Ihr Kind nach der Anwendung.
Gibt es Alternativen zum Gel?
Ja! Beißringe, Zahnfleischmassagen, kalte Waschlappen oder gekühltes Gemüse können oft ebenso wirksam sein.
Welches Zahnungsgel ist das beste?
Das lässt sich pauschal nicht sagen. Pflanzliche Gels mit Kamille oder Melisse sind gut verträglich. Holen Sie sich bei Unsicherheiten Rat von Ihrem Kinderzahnarzt oder Ihrer Kinderärztin.
Fazit: Zahnungsgel – hilfreiche Unterstützung bei Zahnungsbeschwerden
Zahnung ist eine ganz natürliche, aber oft anstrengende Zeit – für Babys und Eltern. Zahnungsgel kann hier eine wertvolle Linderung verschaffen – vor allem, wenn es sanft, kindgerecht und richtig dosiert eingesetzt wird.
Wählen Sie Produkte mit geprüften, natürlichen Inhaltsstoffen und meiden Sie riskante Zusätze. Kombinieren Sie die Anwendung mit Hausmitteln wie Beißringen oder sanften Massagen – und geben Sie Ihrem Baby vor allem eines: viel Zuwendung, Nähe und Geduld.
Denn Ihr Baby spürt: Es ist nicht allein im Zahnungstrubel – und das beruhigt oft mehr als jedes Gel.
Quellen:
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Sicherheitshinweise zu lokal betäubenden Zahnungsmitteln. www.bfarm.de
- Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ): Informationen zur Zahnung bei Säuglingen und Kleinkindern. www.dgzmk.de
- US Food and Drug Administration (FDA): FDA Drug Safety Communication, OTC teething products. www.fda.gov
- Apotheken Umschau: Zahnen beim Baby – was hilft? www.apotheken-umschau.de
- Hebammenverband.de: Tipps zur Zahnung aus Sicht der Hebamme. www.hebammenverband.de