Nebenwirkungen von Aufbissschienen – Das solltest du wissen
Viele Menschen tragen eine Aufbissschiene – sei es wegen nächtlichem Zähneknirschen (auch Bruxismus genannt), weil sie unter Kieferproblemen leiden oder ihre Zähne schützen möchten. Grundsätzlich ist eine Aufbissschiene eine sinnvolle und bewährte Methode, um den Kiefer zu entlasten und Zahnschäden zu vermeiden. Doch wie bei vielen medizinischen Hilfsmitteln können auch bei der Aufbissschiene unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Manche treten zu Beginn auf, andere zeigen sich erst nach längerer Verwendung.
In diesem Blogbeitrag erklären wir Ihnen auf verständliche Weise, welche möglichen Nebenwirkungen es bei Aufbissschienen gibt, worauf Sie achten sollten und wie Sie Beschwerden vermeiden oder lindern können.
Was ist eine Aufbissschiene – und wofür wird sie eingesetzt?
Eine Aufbissschiene ist eine individuell angefertigte Kunststoffschiene, die über die Zähne des Ober- oder Unterkiefers gestülpt wird. Vielleicht kennen Sie sie auch unter Begriffen wie Zahnschiene, Knirscherschiene oder Bruxismus-Schiene.
Hauptaufgabe einer Aufbissschiene: Sie schützt die Zähne vor Abrieb durch Knirschen oder Pressen und sorgt für eine gleichmäßige Belastung des Kiefers.
Typische Anwendungsgebiete sind:
- Nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus)
- Pressen der Zähne bei Stress
- Funktionsstörungen des Kiefergelenks (CMD)
- Kopfschmerzen oder Verspannungen durch Fehlbiss
- Schutz nach Zahnbehandlungen oder Zahnersatz
Welche Nebenwirkungen können bei Aufbissschienen auftreten?
In der Regel ist eine Aufbissschiene gut verträglich – vor allem dann, wenn sie gut angepasst ist. Dennoch klagen manche Menschen über Beschwerden. Diese können direkt nach dem Einsetzen auftreten oder sich erst nach einiger Zeit bemerkbar machen.
Hier einige mögliche Nebenwirkungen, die beobachtet werden können:
1. Druckgefühl und Zahnschmerzen
In den ersten Tagen nach dem Einsetzen empfinden viele ein leichtes Druckgefühl. Das ist vollkommen normal, da sich Ihr Kiefer erst an die neue Situation gewöhnen muss – ähnlich wie bei neuen Schuhen. Meist verschwinden diese Beschwerden nach wenigen Tagen. Bleiben sie länger bestehen, sollten Sie jedoch Ihre Zahnärztin oder Ihren Zahnarzt aufsuchen. Die Schiene kann eventuell etwas zu straff sitzen oder ungleichmäßig auf den Zähnen aufliegen.
2. Kiefergelenksbeschwerden und Muskelverspannungen
Ironischerweise kann eine schlecht sitzende oder ungeeignete Aufbissschiene genau das verursachen, was sie eigentlich verhindern soll: Verspannungen und Kiefergelenkschmerzen. Das passiert vor allem dann, wenn die Schiene den Biss nicht richtig stabilisiert oder einzelne Muskelgruppen übermäßig beansprucht.
Wichtig ist hier eine präzise Anpassung. Ihre Zahnärztin oder Ihr Zahnarzt kann mit feinsten Korrekturen helfen, die Muskulatur zu entlasten.
3. Veränderung des Bisses
Ein besonders seltener, aber möglicher Nebeneffekt: Der natürliche Biss kann sich verändern, wenn die Aufbissschiene über lange Zeit getragen wird und der Unterkiefer dauerhaft in eine andere Position gedrückt wird. In diesem Fall ist es extrem wichtig, die Schiene regelmäßig zahnärztlich kontrollieren zu lassen. Veränderungen im Biss können zu dauerhaften Problemen führen, wenn sie nicht zeitnah erkannt werden.
4. Vermehrter Speichelfluss
Haben Sie das Gefühl, mit Schiene mehr Speichel im Mund zu haben? Sie sind nicht allein! Viele berichten anfangs davon. Der Grund: Unser Speichelfluss wird durch Reize im Mund angeregt. Eine neue Schiene wird vom Körper wie ein Fremdkörper wahrgenommen – deswegen läuft quasi „das Wasser im Mund“ zusammen. In der Regel gewöhnt sich der Körper innerhalb von wenigen Tagen an die Schiene und der Speichelfluss normalisiert sich.
5. Übelkeit oder Würgereiz
Insbesondere bei Menschen mit sehr empfindlichem Würgereflex kann eine Zahnschiene anfangs Übelkeit auslösen. Das liegt meist daran, wie weit die Schiene in den Gaumen- oder Rachenbereich reicht. Eine individuell angepasste Schiene, die nur über die Zahnreihe geht, bereitet in den meisten Fällen keine Probleme. Wenn der Würgereiz bestehen bleibt, sollte die Passform überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
6. Verschlechterung von Schnarchen oder Schlafqualität
Manche Menschen berichten, dass sie mit Schiene schlechter schlafen oder sogar beginnen zu schnarchen. Auch wenn solche Fälle eher selten sind, kann es passieren, dass die Schiene die Atemwege ungewollt beeinflusst – zum Beispiel, wenn der Unterkiefer durch die Schiene in eine neue Position gebracht wird. Sprechen Sie in solchen Fällen unbedingt mit Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt. Es gibt spezielle Schienen, die auch bei Schnarchproblemen helfen und individuell angepasst werden können.
Was kann man gegen Nebenwirkungen tun?
Die gute Nachricht zuerst: Die meisten Nebenwirkungen lassen sich vermeiden oder relativ leicht beheben – vorausgesetzt, die Schiene wurde individuell angepasst und regelmäßig kontrolliert.
Hier ein paar praktische Tipps für Sie:
- Geduld am Anfang: Geben Sie Ihrem Körper ein paar Tage Zeit, sich an die Schiene zu gewöhnen.
- Regelmäßige Kontrolle: Lassen Sie Ihre Aufbissschiene mindestens einmal im Jahr kontrollieren – bei Beschwerden am besten sofort.
- Gute Reinigung: Säubern Sie Ihre Schiene täglich gründlich mit Wasser, Zahnbürste (ohne Zahnpasta!) und speziellen Reinigungstabletten. So beugen Sie Reizungen durch Bakterien vor.
- Korrekte Aufbewahrung: Nutzen Sie die hygienische Aufbewahrungsbox, wenn Sie die Schiene nicht tragen.
- Bei anhaltenden Beschwerden: Tragen Sie die Schiene eine Zeit lang tagsüber und beobachten Sie, ob sich die Symptome verändern.
Wann sollte man ärztlichen Rat einholen?
Natürlich ist nicht jede kleine Veränderung ein Grund zur Sorge. Es gibt aber bestimmte Anzeichen, bei denen Sie definitiv Ihre Zahnarztpraxis aufsuchen sollten:
- Starke oder länger anhaltende Zahnschmerzen
- Druckstellen im Mund oder Zahnfleischbluten
- Veränderungen in der Bisslage oder beim Kauen
- Dauerhafte Verspannungen im Nacken, Kopf oder Kiefer
- Schlechterer Schlaf seit Schieneinsatz
- Schnarchen oder Atemprobleme, die zuvor nicht da waren
In der Praxis kann geprüft werden, ob die Passform korrekt ist oder ob vielleicht eine andere Art von Schiene besser geeignet wäre.
Welche Arten von Aufbissschienen gibt es – und wie unterscheiden sie sich?
Nicht jede Schiene ist gleich – das ist wichtig zu wissen. Es gibt verschiedene Typen, die je nach Beschwerdebild verwendet werden.
Harte vs. weiche Aufbissschiene
Harte Schienen sind aus stabilem Kunststoff und werden bevorzugt eingesetzt, wenn es um langfristige Entlastung geht – zum Beispiel bei massivem Bruxismus oder CMD.
Weiche Schienen bestehen aus elastischerem Material und passen sich etwas flexibler an, eignen sich aber eher für kurzfristige Anwendungen.
Vollschienen vs. Teil-Schienen
Einige Schienen bedecken die komplette Zahnreihe, andere nur einzelne Abschnitte. Welche Variante für Sie am besten ist, wird immer individuell entschieden – je nach Ursache und Ziel der Behandlung.
FAQ – Häufige Fragen zur Aufbissschiene und ihren Nebenwirkungen
Verursacht eine Aufbissschiene Kieferschmerzen?
Kurzzeitig kann es zu Kieferschmerzen kommen, wenn sich Ihr Kiefer an die neue Situation gewöhnen muss. Bei länger anhaltenden Beschwerden sollte die Passform überprüft werden.
Kann man sich an die Schiene gewöhnen?
Ja – in der Regel dauert die Eingewöhnung nur wenige Tage. Häufige Begleiterscheinungen wie vermehrter Speichelfluss oder leichtes Fremdkörpergefühl verschwinden meist von selbst.
Was tun, wenn ich trotz Schiene knirsche?
Es kann passieren, dass Menschen trotz Schiene weiterhin knirschen – die Schiene schützt in diesem Fall aber vor Schäden. Zusätzlich kann eine Behandlung gegen Stress oder eine alternative Schienenform helfen.
Wie lange darf man eine Aufbissschiene tragen?
Das hängt vom Anwendungszweck ab. Für manche Patienten ist eine dauerhafte Verwendung sinnvoll, andere nutzen die Schiene nur kurzfristig. Regelmäßige zahnärztliche Überprüfung ist hier entscheidend.
Wie erkenne ich, ob meine Schiene nicht mehr passt?
Wenn die Schiene wackelt, drückt, Zahnschmerzen verursacht oder sich Ihr Biss verändert, sollten Sie umgehend Ihre Zahnarztpraxis kontaktieren.
Fazit: Gut angepasst ist halb gewonnen
Auch wenn Nebenwirkungen bei Aufbissschienen möglich sind: In den allermeisten Fällen überwiegen die Vorteile bei weitem. Eine gut angepasste Schiene kann Ihre Zahngesundheit schützen, Schmerzen lindern und Ihre Lebensqualität steigern.
Entscheidend ist die individuelle Anpassung und regelmäßige Kontrolle. So können Sie das Beste aus Ihrer Aufbissschiene herausholen – ohne unangenehme Begleiterscheinungen.
Wenn Sie unsicher sind oder Beschwerden verspüren, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe einzuholen. Ihr Kiefer wird es Ihnen danken.