Wie entsteht Parodontitis?
Jeden Tag benutzen wir unser Zahnfleisch und unsere Zähne, ohne groß darüber nachzudenken – beim Essen, Sprechen oder einfach beim Lächeln. Doch wussten Sie, dass ein unscheinbares Problem wie eine Zahnfleischentzündung nach und nach zu einer ernsthaften Erkrankung führen kann? Die Rede ist von Parodontitis – auch bekannt als Parodontose. Diese chronische Entzündung betrifft Millionen Menschen, oft lange unerkannt. In diesem Beitrag erfahren Sie anschaulich und verständlich, wie Parodontitis entsteht, warum sie so gefährlich sein kann und was Sie tun können, um Ihr Zahnfleisch dauerhaft gesund zu halten.
Was ist Parodontitis überhaupt?
Parodontitis ist eine bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates – also des Gewebes, das Ihre Zähne im Kiefer verankert. Dazu zählen das Zahnfleisch, die Wurzelhaut, der Kieferknochen und das Bindegewebe. Diese Krankheit beginnt meist schleichend und verursacht in frühen Stadien kaum Beschwerden.
Unbehandelt schreitet sie jedoch fort, zerstört das Stützgewebe der Zähne und kann letztlich dazu führen, dass Zähne ausfallen – selbst wenn die Zahnsubstanz an sich gesund ist.
Parodontitis oder Parodontose – ist das dasselbe?
Lange Zeit wurde auch der Begriff „Parodontose“ verwendet. Fachlich korrekt ist aber der Begriff „Parodontitis“, da es sich um eine entzündliche (also auf „-itis“ endende) Erkrankung handelt. Parodontose dagegen bezeichnete früher eine nicht-entzündliche Zahnlockerung – heute nutzt man diese Bezeichnung kaum noch.
Wie entsteht Parodontitis? Schritt für Schritt erklärt
Die Entstehung von Parodontitis lässt sich gut vergleichen mit einem Haus, das auf einem feuchten Fundament steht: Wenn der Untergrund dauerhaft angegriffen wird, setzen sich auf Dauer Schäden durch. Im Fall der Parodontitis ist der Übeltäter vor allem Zahnbelag (= Plaque), der sich täglich neu bildet.
So entwickelt sich Parodontitis typischerweise:
- Unzureichende Mundhygiene: Wenn Zähne und Zahnzwischenräume nicht regelmäßig und gründlich gereinigt werden, kann Zahnbelag nicht entfernt werden. Dieser besteht aus Bakterien, Speichelbestandteilen und Essensresten.
- Bildung von Plaque: Der bakterielle Belag lagert sich an den Zahnhälsen und dem Zahnfleischrand an. Wird er nicht entfernt, verhärtet sich der Zahnbelag mit der Zeit zu Zahnstein.
- Gingivitis (Zahnfleischentzündung): Die Bakterien lösen eine Entzündung des Zahnfleischs aus. Typische Anzeichen sind Rötung, Schwellung und Zahnfleischbluten beim Zähneputzen.
- Übergang zur Parodontitis: Ohne Behandlung schreitet die Entzündung tiefer in das Zahnfleisch ein. Es entstehen sogenannte Zahnfleischtaschen – Räume zwischen Zahn und Zahnfleisch, in denen sich Bakterien ungestört vermehren können. Die Entzündung greift jetzt auf das Zahnbett über.
- Knochenabbau: Der Körper versucht, die Entzündung einzudämmen – greift dabei aber unwissentlich das Gewebe an, das den Zahn stabilisiert. Es folgt der Abbau von Bindegewebe und Kieferknochen.
Wichtig: Dieser Prozess verläuft meist langsam. Deshalb bemerken viele Betroffene erst spät, dass etwas nicht stimmt. Umso wichtiger ist es, regelmäßig zur Prophylaxe beim Zahnarzt zu gehen.
Welche Risikofaktoren begünstigen Parodontitis?
Jeder Mensch hat Bakterien im Mund – das ist ganz normal. Doch nicht bei jedem führen diese automatisch zu Parodontitis. Es gibt bestimmte Faktoren, die das Risiko erhöhen:
- Rauchen: Tabakkonsum verschlechtert die Durchblutung des Zahnfleisches und stört die Abwehrmechanismen.
- Schlechte Mundhygiene: Wird der Zahnbelag nicht entfernt, haben Bakterien leichtes Spiel.
- Genetische Veranlagung: Manche Menschen neigen erblich bedingt eher zu einer starken Immunreaktion oder geringerer Abwehrkraft gegen bestimmte Bakterien.
- Diabetes mellitus: Menschen mit Diabetes haben ein höheres Risiko für Entzündungen – das betrifft auch das Zahnfleisch.
- Stress: Chronischer Stress kann das Immunsystem schwächen und Entzündungen fördern.
- Unausgewogene Ernährung: Wer wenig Vitamine und Mineralstoffe zu sich nimmt, bietet Bakterien mehr Angriffsfläche.
- Schwangerschaft: Hormonelle Veränderungen erhöhen die Durchlässigkeit der Blutgefäße im Zahnfleisch – Bakterien können leichter eindringen.
Wie erkennt man, ob eine Parodontitis vorliegt?
Das Tückische: Parodontitis verursacht im Anfangsstadium kaum Schmerzen. Viele merken erst dann etwas, wenn sich bereits sichtbare Schäden zeigen. Achten Sie auf folgende Warnzeichen:
- Rotes, geschwollenes oder empfindliches Zahnfleisch
- Blutungen beim Zähneputzen oder beim Kauen
- Mundgeruch oder unangenehmer Geschmack im Mund
- Rückgang des Zahnfleisches („längere Zähne“)
- Lockere Zähne oder Lücken, wo vorher keine waren
Unser Tipp: Wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome bei sich bemerken, sollten Sie nicht zögern, Ihre Zahnarztpraxis aufzusuchen. Je früher Parodontitis erkannt wird, desto besser lässt sie sich aufhalten.
Mehr zu den Möglichkeiten der Behandlung von Parodontitis erfahren Sie im dazugehörigen Ratgeber auf Zahntipps.com.
Was genau passiert im Mund bei Parodontitis?
Wir wollen einen kurzen Blick darauf werfen, was bei einer Entzündung im Zahnhalteapparat biologisch passiert – ganz einfach erklärt:
Wenn Bakterien in die Zahnfleischtaschen gelangen, erkennt unser Körper sie als Eindringlinge. Als Abwehrreaktion schüttet das Immunsystem bestimmte Botenstoffe aus, die Entzündungen auslösen und Blutgefäße erweitern.
Das hilft eigentlich, um Erreger schnell zu bekämpfen. Doch bei chronischen Entzündungen – wie bei Parodontitis – läuft diese Reaktion aus dem Ruder. Statt nur Bakterien zu bekämpfen, greift der Körper langfristig auch das körpereigene Gewebe an. Das bedeutet konkret:
Die Entzündung zerstört langsam den Knochen, der Ihnen sprichwörtlich Halt gibt.
Mit fortschreitender Erkrankung werden nicht nur die Zähne locker – Parodontitis kann langfristig sogar negative Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit haben.
Kann Parodontitis andere Krankheiten fördern?
Ja, tatsächlich gibt es inzwischen überzeugende Hinweise darauf, dass Parodontitis nicht nur ein lokales Problem im Mund ist. Sie kann auch mit anderen Erkrankungen im Körper zusammenhängen. Forscher:innen haben folgende Zusammenhänge festgestellt:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Die Entzündungsstoffe können Blutgefäße schädigen und das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen.
- Diabetes: Besteht bereits ein Diabetes, kann Parodontitis die Blutzuckerkontrolle erschweren. Umgekehrt begünstigen erhöhte Blutzuckerwerte die Entzündungen im Zahnfleisch.
- Frühgeburten: Bei Schwangeren mit Parodontitis ist das Risiko für Frühgeburten erhöht.
- Atemwegserkrankungen: Bakterien aus dem Mund gelangen bei älteren oder schwachen Personen leichter in die Lunge und können dort Infektionen verursachen.
Deshalb lohnt sich eine gute Zahngesundheit nicht nur für ein schönes Lächeln – sondern für den gesamten Körper.
Wie kann man Parodontitis effektiv vorbeugen?
Die gute Nachricht: Sie können selbst eine Menge tun, um Parodontitis zu verhindern. Mit regelmäßiger Pflege und etwas Disziplin bleibt Ihr Zahnfleisch gesund.
Diese Tipps helfen nachhaltig:
- Morgens und abends gründlich Zähne putzen – idealerweise mit einer elektrischen Zahnbürste
- Täglich Zahnseide oder Interdentalbürsten verwenden – die Reinigung der Zahnzwischenräume ist entscheidend
- Auf eine zahngesunde Ernährung achten – wenig Zucker, viel frisches Obst und Gemüse
- Regelmäßige Vorsorge-Termine beim Zahnarzt wahrnehmen (mindestens 1–2 Mal im Jahr)
- Professionelle Zahnreinigungen machen lassen – sie entfernen hartnäckige Beläge und verhindern Entzündungen
- Auf das Rauchen verzichten – das senkt das Erkrankungsrisiko deutlich
Häufige Fragen (FAQ)
Ist Parodontitis heilbar?
Parodontitis ist eine chronische Erkrankung, die nicht vollständig geheilt, aber sehr gut behandelt werden kann. Ziel ist, die Entzündung zu stoppen und den weiteren Knochenabbau zu verhindern. Je früher behandelt wird, desto besser.
Wie merkt man, dass man Parodontitis hat?
Oft fällt sie lange nicht auf. Erste Hinweise sind Zahnfleischbluten, Mundgeruch und Zahnfleischrückgang. Bei fortgeschrittener Parodontitis können Zähne wackeln oder sich verschieben.
Was passiert, wenn man Parodontitis nicht behandelt?
Unbehandelt kann die Erkrankung zum Abbau von Knochen und Zahnverlust führen. Außerdem kann sie das Risiko für andere Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Diabetes erhöhen.
Ist eine Behandlung schmerzhaft?
Die moderne Parodontitisbehandlung ist in der Regel sehr schonend. Für empfindliche Patienten können örtliche Betäubungen eingesetzt werden.
Fazit: Parodontitis – eine stille Gefahr, die man ernst nehmen sollte
Parodontitis entsteht nicht von heute auf morgen – sie entwickelt sich schleichend, aber stetig. Häufig bleibt sie lange unbemerkt, bis Folgen wie Zahnfleischrückgang oder Lockerungen auftreten. Doch mit dem richtigen Wissen, guter Pflege und regelmäßiger Kontrolle können Sie viel dafür tun, dass es gar nicht so weit kommt.
Ihr Zahnfleisch ist der Halt für Ihre Zähne – behandeln Sie es mit derselben Sorgfalt, wie Sie auch auf Ihre Zähne achten. So sichern Sie sich nicht nur ein strahlendes Lächeln, sondern unterstützen auch Ihre Gesundheit insgesamt.
Möchten Sie wissen, wie eine gezielte Parodontitis-Therapie aussieht? In unserem Ratgeber erläutern wir alle Schritte einer erfolgreichen Behandlung.
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO): https://www.dgparo.de
- Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV): https://www.kzbv.de
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): https://www.infektionsschutz.de
- Journal of Clinical Periodontology, European Federation of Periodontology
- Robert Koch-Institut (RKI) zu Parodontalerkrankungen: https://www.rki.de