Retinierter Zahn – Was bedeutet das und wie wird er behandelt?
Ein Zahn, der gar nicht erst „den Mund aufmacht“ – klingt ungewöhnlich, kommt aber öfter vor, als man denkt. Manche Zähne schaffen es nicht, wie geplant durch das Zahnfleisch zu brechen. Sie bleiben im Kiefer „stecken“ – das nennt man medizinisch einen retinierten Zahn. Für Betroffene kann das schmerzhaft sein, andere merken zunächst gar nichts. Doch früher oder später sollte man handeln. In diesem Beitrag erfahren Sie, was genau ein retinierter Zahn ist, welche Ursachen dahinterstecken, wie die Behandlung aussieht – und ab wann ein Eingriff wirklich notwendig wird.
Was ist ein retinierter Zahn?
Ein retinierter Zahn ist ein Zahn, der nicht regulär durch das Zahnfleisch in den Mund durchbricht. Statt an seinem vorgesehenen Platz zu erscheinen, bleibt er ganz oder teilweise im Kiefer verborgen. Betroffen sind häufig Weisheitszähne, aber auch EckzähneTeilretinierte Zähne: Der Zahn ist teilweise sichtbar, bleibt aber teilweise im Kieferknochen oder unter dem Zahnfleisch verborgen.
Wichtig: Nicht jeder retinierte Zahn verursacht sofort Symptome – manche bleiben jahrelang unbemerkt.
Was ist der Unterschied zu einem verlagerten Zahn?
Während retinierte Zähne meist am richtigen Platz „festhängen“, sind verlagerte Zähne an einem falschen Ort im Kiefer. Sie wachsen dabei schief, zu tief oder in eine ungünstige Richtung, etwa quer zur Zahnreihe. Verlagerte Zähne können also zusätzlich den Durchbruch anderer Zähne behindern.
Ein Zahn kann sowohl retiniert als auch verlagert sein – etwa ein Weisheitszahn, der schräg liegt und nicht durchbricht.
Warum bleibt ein Zahn im Kiefer stecken?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Zähne nicht wie geplant durchbrechen. Hier sind die häufigsten Ursachen:
Wussten Sie, dass etwa 25 % der Menschen mindestens einen retinierten Weisheitszahn haben? (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde)
Welche Zähne sind am häufigsten betroffen?
Besonders häufig bleiben folgende Zähne im Kiefer hängen:
Woran erkennt man einen retinierten Zahn?
Ein retinierter Zahn macht sich nicht immer sofort bemerkbar. Doch es gibt einige typische Symptome, auf die Sie achten sollten:
Mögliche Beschwerden bei retinierten Zähnen:
Oft wird ein retinierter Zahn erst zufällig beim Zahnarzt entdeckt — z.B. auf einem Röntgenbild.
Was passiert, wenn ein retinierter Zahn nicht behandelt wird?
Ein „steckengebliebener“ Zahn kann über Jahre keine Beschwerden machen – doch das bedeutet nicht, dass er harmlos ist.
Mögliche Komplikationen sind:
Kurz gesagt: Ein retinierter Zahn muss nicht immer ein Problem sein – aber regelmäßig überwacht oder behandelt werden.
Wie wird ein retinierter Zahn diagnostiziert?
Normalerweise erkennt Ihr Zahnarzt bei der Untersuchung, ob ein Zahn fehlt. Um zu prüfen, ob er retiniert ist, wird meist ein Röntgenbild erstellt – in manchen Fällen auch eine digitale Volumentomographie (DVT), um die exakte Lage zu bestimmen.
Typische Diagnosemethoden
Tipp: Lassen Sie Ihre Zahnarztpraxis wissen, wenn bei Ihnen oder Ihren Kindern Zähne nicht durchbrechen. Eine frühzeitige Kontrolle kann spätere Eingriffe vermeiden.
Wie wird ein retinierter Zahn behandelt?
Die Therapie hängt davon ab, welcher Zahn betroffen ist, ob Beschwerden vorliegen und welche Funktion der Zahn hat. Grundsätzlich sind folgende Behandlungsoptionen möglich:
1. Beobachten und abwarten
Wenn der Zahn keine Beschwerden macht und keine Schäden zu erwarten sind, kann er manchmal einfach beobachtet werden – mit regelmäßigen Kontrollen. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen entscheidet man sich oft für diese abwartende Methode.
2. Freilegung und kieferorthopädische Einreihung
Vor allem bei Eckzähnen ist das Freilegen sinnvoll, um sie mit Zahnspangen oder Apparaturen in die richtige Position zu ziehen. Dazu wird in einem kleinen chirurgischen Eingriff das Zahnfleisch über dem retinierten Zahn vorsichtig geöffnet.
3. Operative Entfernung
Wenn Beschwerden wie Schmerzen oder Entzündungen bestehen, wird ein retinierter Zahn meist entfernt. Das betrifft insbesondere Weisheitszähne, die oftmals keine funktionelle Rolle mehr im Gebiss spielen.
Der Eingriff erfolgt in der Regel ambulant unter örtlicher Betäubung oder auf Wunsch im Dämmerschlaf – meist dauert er 20 bis 60 Minuten.
4. Behandlung entzündlicher Prozesse
Bei Infektionen, wie einer Perikoronitis (Entzündung der Zahnfleischkappe über dem Teilzahndurchbruch), wird der Bereich zunächst mit Spülungen und Antibiotika behandelt – oft als Vorbereitung zur späteren Entfernung.
Was sollte man nach der Behandlung beachten?
Nach einem chirurgischen Eingriff am Zahn gilt: Ruhe und gute Pflege. Mit diesen Tipps erleichtern Sie sich die Heilung:
Ihr Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin wird Ihnen nach dem Eingriff konkrete Empfehlungen geben und Ihnen bei Fragen zur Seite stehen.
Fragen und Antworten (FAQ)
Ist ein retinierter Zahn immer gefährlich?
Nicht unbedingt. Solange der Zahn keine Beschwerden verursacht und keinen Schaden anrichtet, kann er manchmal beobachtet werden. Bei Schmerzen oder Infektionen sollte jedoch gehandelt werden.
Können retinierte Zähne von selbst durchbrechen?
In seltenen Fällen ja – vor allem bei Kindern. Bei Erwachsenen ist der Kiefer jedoch oft „ausgewachsen“, sodass eine spontane Verbesserung unwahrscheinlich ist.
Was tun, wenn ein retinierter Zahn Druck auf andere Zähne ausübt?
Dann sollte gemeinsam mit dem Zahnarzt oder Kieferorthopäden entschieden werden, ob der Zahn entfernt oder eingegliedert wird. Ziel ist es, Schäden am gesamten Gebiss zu verhindern.
Wie erkenne ich bei meinem Kind einen retinierten Zahn?
Wenn ein bleibender Zahn nicht durchbricht, obwohl der Milchzahn bereits weg ist, oder wenn über längere Zeit eine Lücke bleibt – dann sollte ein Zahnarztbesuch erfolgen. Bildgebende Verfahren geben schnell Klarheit.
Fazit: Früh erkennen – besser behandeln
Ein retinierter Zahn ist kein Grund zur Panik – aber ein guter Grund für Aufmerksamkeit. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass ein Zahn fehlen könnte. Daher gilt: Regelmäßige Zahnarztbesuche helfen, retinierte Zähne rechtzeitig zu erkennen, Komplikationen zu vermeiden und die passende Behandlung zu finden. Egal ob beobachten, entfernen oder eingliedern: Ihre Zahngesundheit hat viele Optionen – nutzen Sie sie.